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18.07.2025 14:04

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Ermöglicht WeTransfer das Trainieren von UI-Modellen anhand hochgeladener Dateien?

Die Kontroverse um den niederländischen Filesharing-Dienst WeTransfer hat die Befürchtungen über das Trainieren künstlicher Intelligenz (KI) anhand von Benutzerdaten neu entfacht und die wachsenden Vertrauensprobleme zwischen Benutzern und Technologieunternehmen in Bezug auf KI deutlich gemacht.
Nutzer stellten kürzlich fest, dass der Dienst seine Datenschutzrichtlinie „still“ aktualisiert hatte. Foto: Screenshot von wetransfer.com
Nutzer stellten kürzlich fest, dass der Dienst seine Datenschutzrichtlinie „still“ aktualisiert hatte. Foto: Screenshot von wetransfer.com

Das Unternehmen ist in die Kritik geraten, nachdem Nutzer umfassende Aktualisierungen seiner Nutzungsbedingungen entdeckt hatten, die es dem Unternehmen offenbar erlaubten, UI-Modelle anhand hochgeladener Dateien zu trainieren. Obwohl WeTransfer den umstrittenen Text inzwischen entfernt hat, ist die Empörung unter den Nutzern weiterhin groß.

Was war das Problem?

WeTransfer-Nutzer entdeckten kürzlich, dass der Dienst seine Datenschutzrichtlinie aktualisiert und eine Klausel hinzugefügt hat, die ihm eine unbefristete, gebührenfreie Lizenz zur Nutzung von Nutzern hochgeladener Inhalte gewährt – unter anderem zur „Verbesserung von maschinellen Lernmodellen, die die Inhaltsmoderation verbessern“. Die Änderungen sollten am 8. August in Kraft treten. Der Wortlaut war so vage, dass viele Nutzer, darunter die Kinderbuchautorin Sarah McIntyre und der Komiker Matt Lieb, befürchteten, WeTransfer könnte ihre Dateien ohne ihre Erlaubnis oder Vergütung zum Trainieren künstlicher Intelligenz verwenden oder sogar verkaufen.

WeTransfer schnell „zurückgedrängt“

WeTransfer versuchte schnell, die Situation zu beruhigen und betonte in einer Pressemitteilung, dass es weder Nutzerinhalte zum Trainieren von KI nutzt noch Dateien an Dritte verkauft oder weitergibt. Das Unternehmen erklärte, es habe erwogen, KI künftig einzusetzen, um die „Inhaltsmoderation zu verbessern“, eine solche Funktion sei jedoch „in der Praxis nicht umgesetzt“.

WeTransfer hat inzwischen auch seine Nutzungsbedingungen geändert und jegliche Erwähnung von maschinellem Lernen entfernt. In der aktualisierten Version heißt es nun, dass Nutzer dem Unternehmen eine „kostenlose Lizenz“ zur Nutzung ihrer Inhalte gewähren, um den Dienst zu betreiben, zu entwickeln und zu verbessern.

Nutzer sind weiterhin besorgt

Trotz WeTransfers Klarstellungen ist der Schaden bereits angerichtet und das Vertrauen der Nutzer erschüttert. WeTransfer präsentiert sich seit langem als kreativer und datenschutzbewusster Filesharing-Dienst. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die vage Formulierung zu KI und umfassenden Lizenzrechten von den Nutzern wie ein Verrat empfunden wurde. Dies gilt insbesondere für Künstler und Freiberufler, die befürchten, dass ihre Arbeit ohne Zustimmung unbemerkt in Machine-Learning-Modellen verwendet werden könnte.

In Reaktionen auf die offizielle Ankündigung von WeTransfer auf der X-Plattform äußerten einige Benutzer die Meinung, dass der Dienst mit umfassenderen KI-Berechtigungen eindeutig „das Terrain teste“, was jedoch auf eine schnelle und heftige öffentliche Gegenreaktion stieß und sie daraufhin schnell einen Rückzieher machte.

WeTransfer reiht sich in eine wachsende Liste von Unternehmen wie Adobe, Zoom, Slack und Dropbox ein, die für das Training von maschinellen Lernsystemen mit Nutzerdaten in die Kritik geraten sind. Nach öffentlichem Aufschrei sahen sich diese Unternehmen gezwungen, ihre Richtlinien zu revidieren oder neue KI-bezogene Richtlinien zu präzisieren. WeTransfer dürfte nicht das letzte Technologieunternehmen sein, das in derartige Kontroversen verwickelt ist.


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